Schneeflöckchen, Weißröckchen …….

Wiesbaden, 21.04.2024, vormittags

»Schneeflöckchen, Weißröckchen« geht auf ein Gedicht der Breslauer Kindergärtnerin Hedwig Haberkern (1837–1902) zurück und gehört heute mit seiner tradierten Melodie zu den bekanntesten Winterliedern (Quelle: Eulenspiegel Verlag, https://www.eulenspiegel.com/verlage/eulenspiegel-kinderbuchverlag/titel/schneefloeckchen-weissroeckchen.html )

DIE GEHEIMNISSE DER WALE von Casey Zakroff und Pat Lewis aus der Reihe „SUPERBRAIN COMICS“

An der Haut des Cuvier-Schnabelwals namens Flitz haben Forscher ein kleines Gerät angeklebt. Nova, ein Buckelwal, erklärt Flitz, dass das ein sogenanntes Hydrophon ist. So heißt ein Unterwassermikrofon, mit dem Forscher Geräusche und die Laute der Tiere aufnehmen und deuten. Wie die Übertragung per Schallwellen geschieht, welche physikalischen Effekte dabei eine Rolle spielen, findet Flitz höchst interessant und er möchte mehr wissen über das, was die Wissenschaftler an ihm und anderen Walen erforschen wollen. Denn der kleine Schnabelwal ist ein pfiffiges Kerlchen und plant, in einem Podcast davon erzählen.

So begibt er sich auf eine Reise durch die Ozeane und lernt viele unterschiedliche Arten der Wale kennen, Bartenwale und Zahnwale, zu denen auch die Delfine gehören, ihre verschiedenen Ernährungsgewohnheiten, wie sie sich im Laufe von Millionen Jahren entwickelt haben. So ist die Evolution ein großes Thema, ebenso ihr Körperbau und die damit verbundenen Fähigkeiten, als Säugetiere im Wasser zu leben. Für Flitz ist auch interessant, wie die Geburt und die Aufzucht eines neugeborenen Wals abläuft und er lässt uns daran teilhaben. Wir sind dabei, wenn er erfährt, wie die Walkinder aufwachsen. In den Sprechblasen können wir lesen und an den Illustrationen sehen, was dabei alles passiert.

Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein lustiges Comic, sondern um ein Sachbuch in Comic-Form, das sowohl komplizierte Vorgänge – wie die Verbreitung von Schallwellen – exakt beschreibt, andererseits aber auch das Verhalten und das Leben der Wale, soweit es bekannt ist. Es wird die Taxonomie der Ordnung der Wale dargestellt mit ihren Unterordnungen und deren Vertretern. Einige Arten werden exemplarisch näher beschrieben und die Unterschiede der beiden Unterordnungen Mysticeti und Odontoceti dabei herausgearbeitet. Wo das nicht in den Ablauf der „Flitz-Story“ passt, werden in Bildern und farblich markierten Texten die Fakten besonders beschrieben.

Immer geht es dabei realistisch und sachlich zu. So wird die Nahrungskette mit Fressen und Gefressen-werden erwähnt, die Geschichte des Walfangs wird geschildert und auch über andere menschliche Einflüsse auf das Leben der Wale wie Biomagnifikation, Lärmverschmutzung und der Klimawandel werden Flitz und somit auch wir informiert.

Wenn die Reihe, in der dieses Buch erschienen ist als „Superbrain Comics“ betitelt wird, heißt das keineswegs, dass es nur für „Superbrains“ geschrieben und illustriert ist. Es ist für jedes Kind mit ernsthaftem Interesse, den Geheimnissen der Wale auf die Spur kommen. Und wer nur mal darin blättert und mit der Leichtigkeit eines Comic-Lesers den Inhalt betrachtet, auch für den ist manch Interessantes zu erfahren.

Ein Comic für junge Walforscher, aber auch eins für alle Menschenkinder ab etwa neun Jahren.

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Casey Zakroff (Text) und Pat Lewis (Illustration): Superbrain Comics – Das Geheimnis der Wale, 128 Seiten, durchgehend farbig illustriert, Hardcover, LOEWE Verlag (2024), Übersetzung: Anna Taube

Unglaubliche Geschichten von Martin Ebbertz: FEUER in der EISWÜRFELFABRIK

Ich wollte schon immer wissen, was mit Eiswürfeln passiert, die aus einer brennenden Eiswürfelfabrik gerettet werden. Jetzt weiß ich es!

Es hat mich seit langer Zeit interessiert, was auf den Straßen und Hausfluren geschieht, wenn dort wenig passiert, davon aber eine ganze Menge. Auch das weiß ich jetzt!

In 55 Kürzestgeschichten erzählt Martin Ebbertz in wenigen Wörtern Unglaubliches und Wundersames, zumeist aus dem Alltäglichen. So reiht sich eine Geschichte an die andere. Und wenn Sabine Kranz eine halbe leere Seite – weil nun mal Kürzestgeschichten nicht länger sind – mit einer Illustration ergänzt hat, ist die Seite voll. Mit einem Eiswürfel, der vor dem Feuer gerettet wurde in dessen neuer Funktion. Von einer Hand, die aus einem Grab herausschaut, und von einem Friedhofsgärtner eine Zeit lang gegossen wird. Und schließlich vom Esswerkzeug eines Geschichtenerzählers. Alles einfühlsam illustriert.

Es ist die letzte Geschichte, die des Geschichtenerzählers, der ein Jahr in China gelebt hat. Er isst nicht nach Art der Chinesen mit Stäbchen, auch nicht wie wir mit Messer und Gabel. Der Geschichtenerzähler isst – ist doch klar – wie nur ein Geschichtenerzähler isst, der ein Jahr in China war.

Ein Buch, in dem jede Geschichte in einem Happs zu genießen ist, bei der es aber doch noch eine Weile dauern kann, bis sie geistig verdaut und durch ein Lächeln in unseren Gesichtern wieder zum Vorschein kommt.

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Martin Ebbertz, Sabine Kranz: Feuer in der Eiswürfelfabrik. Gebundene, fadengeheftete Hardcoverausgabe, 64 Seiten, erschienen im Razamba Verlag (2022), mit einer Leseempfehlung für Kinder ab 8 Jahren (Anmerkungen von mir: Auch zum Vorlesen für Jüngere geeignet, die schon verstehen, was Quatsch ist).

Von Wind und Regen zerzaust

In den meisten Jahren ist es eine Freude zu sehen, wenn die Clematis „Otto Froebel“ aufblüht. In diesem Jahr erscheinen die ersten Blüten zwar fast einen Monat eher als im letzten Jahr, Wind und Regen haben ihnen jedoch übel mitgespielt.

So sah es im letzten Jahr aus – allerdings erst am 9. Mai:

MOOR von MATTIAS ELIASSON, ein Buch der Reihe EUROPEAN ESSAYS ON NATURE AND LANDSCAPE

In 20 Essays schildert Mattias Eliasson seine Liebe zu den schwedischen Moorlandschaften, in denen die ursprüngliche Form und Funktion noch überwiegt, sowie die Bedeutung dieser Moore für Flora und Fauna, für Menschen und somit auch für das Klima.

ESSAYS: Abhandlungen, in denen per Definition „wissenschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche Themen betrachtet werden, und zwar in einer Form, die in der Hauptsache noch ein Sachtext ist, doch auch rhetorisch überzeugend und unterhaltsam sein will. Im Mittelpunkt steht oft die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit einem Thema. Damit ist der Essay nicht auf formale Kriterien wissenschaftliche Methodik angewiesen, sondern beruht auf den subjektiven Erfahrungen und Urteilen des Essayisten“ (Quelle: Wikipedia). Diese Definition sollten Leserinnen und Leser immer präsent haben.

So erfahren wir etliches über die Moore Schwedens, aber wenn ein Essay überschrieben mit „Vom Moor umarmt“ ist, ist zu erwarten, dass es sich dabei mehr um eine Liebeserklärung als um einen Sachtext handelt. Und das ist auch gut so!

Es sind Eindrücke, die eine Landschaft beschreiben, die nicht von Menschen überlaufen ist, in der Tiere noch auf ausreichenden Flächen von Naturlandschaften leben dürfen und Menschen nicht Kulturlandschaften erschaffen haben, die intensiver Land- und Forstwirtschft dienen oder zu Betonwüsten umfunktioniert wurden. Man spürt die Liebe des Eassayisten zu dieser Landschaft, möchte selbst den Rucksack packen, um über Orsa ins Moorgebiet Koppången zu reisen, zu erleben, über was Mattias Eliasson dort gespürt, gesehen und beobachtet hat.

Der Autor wandert, lässt sich von Mücken stechen, übernachtet in scheinbar verlassenen Hütten, beobachtet Höhlen bauende Spechte, die Nöte eines Elchkalb, das während der nächsten Paarungszeit von der Mutter in die Selbstständigkeit geschickt wird, sieht, weil er sich die Zeit nimmt, so viel Außergewöhnliches in einer Gegend, die viele von uns nach kurzer Zeit langweilen würden.

Und er denkt nach. Über die Entwicklung der Moore vom Zeitraum ihrer Entstehung bis zur heutigen Zeit, in der sie sich weiter gedeihen, wenn sie nicht von Menschen entwässert, ausgebeutet und umgenutzt werden. Dabei wird dargestellt, wie diese Landschaften missbraucht wurden, welche Maßnahmen heute ergriffen werden, um diesen Missbrauch durch Renaturierung zu stoppen oder wieder zu Feuchtgebieten zu renaturieren.

Mattias Eliasson nimmt uns auch mit zu geschichtlichen Ereignissen wie den Todesmarsch der Karoliner unter Carl-Gustav Armfeldt zu Ende des Nordischen Krieges. Nach der missglückten Einnahme Trondheims zur Jahreswende 1718/1719 führte der Feldherr seine Truppen durch die Moorlandschaft nach Schweden zurück und verlor während eines Schneesturms mehr als die Hälfte der Soldaten. Neben diesem tragischen Ereignis treffen wir in mehreren Essays auf Carl von Linné und dessen Reisen in die verschiedenen Landschaften, hauptsächlich jedoch Lappland, bei denen der Naturforscher die Flora der Gegend beschrieb, unter welchen Umstaänden er dabei viele Kilometer zurück legte.

Wesentlich und wohl auch für Leser am nachhaltigsten sind jedoch die Eindrücke die Eliasson bei seinen Aufenthalten in den Moorlandschaften zu allen Jahreszeiten schildert und so die Vielfalt nicht nur der Flora und Fauna allgemein sondern eben auch im Jahresablauf darstellt.

Und weil es sich dabei um so persönliche und subjektive Sichten handelt, sollte man das Moor so wirken lassen, wie es hier beschrieben ist: Natur pur, die es gilt zu beschützen und zu bewahren.

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MATTIAS ELIASSON: MOOR, erschienen in der Reihe EUROPEAN ESSAYS ON NATURE AND LANDSCAPE, KJM Buchverlag (2024), übersetzt von Gabriele Haefs, mit zahlreichen Fotos von Mattias Eliasson

AUF DIESE PFOTEN IST VERLASS! Hunde im Einsatz – Henrick Clausing (Text) und Anne Becker (Illustration)

Sechs Jahre war ich alt, als mein Vater eine Polizeihündin „im Ruhestand“ mit nach Hause brachte. Senta hatte die Schutzhundprüfungen I bis III bestanden und war mehrfach auf Landesmeisterschaften erfolgreich gewesen. In der Folgezeit wurde die Schäferhündin von meinen Freunden und mir häufig als Fährtensuchhund „eingesetzt“ – manchmal erfolgreich, manchmal nicht. Sie war unser Spielkamerad, aber irgendwann trennten sich unsere Wege. Mein Berufswunsch stand aber fest: Ich wollte Polizeihundeführer werden. Es kam anders, aber seit der Zeit habe ich mich für den Einsatz von Hunden nicht nur als Polizeihund, Jagdhund, Blindenhund und anderen Helfern auf vier Pfoten interessiert. Nun, siebzig Jahre später, lese ich mit großem Interesse, was Henrick Clausing und Anne Becker dazu schreiben und illustrieren.

Zunächst wird gezeigt, wie der Weg zu einem Helfer oder Retter auf vier Pfoten abläuft. Dabei wird getestet, über welche der notwendigen Eigenschaften die Hunde verfügen und ob sie die Voraussetzungen erfüllen, diese in besonderer Weise zu nutzen. Wir wissen, dass Hunde besser riechen und hören können, hören auch in einem umfangreicheren Frequenzbereich, dass sie ausdauernd sind und sich auf eine Sache konzentrieren können. Solche Fähigkeiten werden bei der Ausbildung gefördert und durch Prüfungen nachgewiesen.

Auf jeweils einer Doppelseite stellen sich die Hunde dann selbst vor, sprechen die Leserinnen und Leser direkt an. Sie erklären ihre Aufgabe und die damit verbundene Verantwortung. Ob als Blinden-, Diabetesspürhund oder Rettungshund in verschiedenen Bereichen zeigen sie uns die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten. Ergänzend zu den Ausführungen, die sie uns geben, werden ihre Tätigkeiten in Bildern dargestellt. Nur ab und zu sehen wir einen Menschen, dem geholfen oder der gerettet wird, und in einer Sprechblase weitere Auskünfte gibt.

So erfahre auch ich, dass es inzwischen viel mehr Möglichkeiten gibt, in denen uns Hunde nach intensiver Ausbildung helfen oder retten können als die, die ich vor 70 Jahren kannte. Als Helfer der jüngsten Art lerne ich eine Cyber-Spürhündin kennen, die versteckte Datenträger wie Festplatten und SIM-Karte erschnüffeln kann.

Zum Schluss gibt es eine Doppelseite über die Freizeit der vierpfotigen Helfer. Denn auch sie sollen sich auch wie ganz normale Hunde verhalten können, über Wiesen tollen – und auch mal nichts tun. Neben den schwierigen Aufgaben soll genügend Zeit sein, damit sie sich artgerecht verhalten können.

Dies alles erzählen Henrick Clausing und Anne Becker verständlich für Kinder ab 5 Jahren vortrefflich in Worten und Bildern. Und auch Erwachsene können sich auf angenehme Weise ein Bild über die heutigen Einsatzmöglichkeiten und Fähigkeiten von Rettungs- und Assistenzhunden machen. Nicht erwähnt werden dabei Hüte- und Herdenschutzhunde. Ebenso nicht die Jagdhunde als Unterstützung der Jäger als Vorstehhunde, als Schweißhunde bei der Nachsuche oder zum Apportieren von erlegtem Niederwild. Hierbei geht es jedoch ins Blutige und so empfinde ich es als gute Entscheidung, dass Jagdhunde als Helfer hier nicht vorgestellt werden.

Ein interessantes Buch für Klein und Groß!

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Henrick Clausing und Anne Becker: Auf diese Pfoten ist Verlass!

Erschienen bei Beltz und Gelberg (2023)

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Februar 1953, Senta mit ihrem Hundeführer

Martin Ebbertz: Ein Esel ist ein Zebra ohne Streifen – Onkel Theo erzählt 44 fast wahre Geschichten

Es sind amüsante Räuberpistolen, die Onkel Theo den Kindern erzählt. Und die pfiffigen Zuhörer – gar nicht dumm – durchschauen den Erzähler und rufen am Ende jeder Geschichte: „So ein Quatsch!“

Ob es das Riesenkängeru ist, das in seinen Beutel steigt und nie wieder gesehen wird, oder Kapitän Ahabs Putzlappen, der unter dem Holzbein klebt und mit dem der Käpt’n gründlich das Schiffsdeck putzt – Onkel Theo erzählt fantastische Geschichten über Tiere und über Alltagsgegenstände. Aber er erzählt auch über das Nichts, das schwerer ist als Blei. Denn es steht geschrieben: „Nichts ist schwerer als Blei.“

44 solcher „fast wahren Geschichten“ sind in der jetzt erschienen Taschenbuchausgabe enthalten und begeistern durch Onkel Theos Einfallsreichtum. Andererseits sind diese Lügengeschichten so durchschaubar, dass die Kinder ab dem frühen Grundschulalter beim Lesen oder schon Jüngere beim Vorlesen sich köstlich amüsieren. Aber auch Erwachsene können Theos Geschichten ebenso erleben. Am Ende einer jeden möchte man wie die Zuhörer des Erzählers rufen: „So ein Quatsch!“ und auf Onkel Theos nächste Geschichte warten.

Aufgelockert werden die Texte durch Bilder von Maria Lechner, der es sogar gelingt, das Nichts zu illustrieren und den Humor der Worte in entsprechende Bilder umzusetzen.

Nun stelle ich mir vor, wie begeistert meine kleine Enkelin bei ihrem nächsten Besuch sein wird, wenn ich ihr die Geschichten vorlese und sie jedes Mal zum Schluss gemeinsam mit mir ausruft: „So ein Quatsch!“

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Martin Ebbertz: Ein Esel ist ein Zebra ohne Streifen – Onkel Theo erzählt 44 fast wahre Geschichten, mit Bildern von Maria Lechner. Razamba Verlag (2024), Taschenbuch, 184 Seiten