Hugh Lofting: Die Geschichte von Doktor Dolittle

Vor über 100 Jahren erschien die „Story of Dr Dolittle“ mit Geschichten, die der britische Soldat Hugh Lofting während des 1.Weltkriegs in Briefform – versehen mit einfachen Zeichnungen – seinen Kindern aus Flandern schickte.

Das Original diente „als Textvorlage für die Übersetzung“ – so drückt es der Verlag aus – für die fantastischen Erzählungen, die kürzlich von Eike Schönfeld neu ins Deutsche übertragen wurden. „Textvorlage“ wohl deshalb, weil eine Geschichte vermutlich aus dem Bemühen um Political Correctness oder weil sie als rassistisch oder diskriminierend empfunden werden könnte, nicht in diesem Band zu lesen ist. Es ist das Kapitel, in dem der afrikanische Prinz seine natürliche Hautfarbe in eine weiße umgewandelt haben möchte und Doktor Dolittle scheinbar alles tut, diesen Wunsch zu erfüllen – mit dem einzigen Ziel, den Kerker wieder verlassen zu können und der Strafe des Königs zu entgehen.

Es sind die Erlebnisse von Doktor Dolittle, der sich als Humanmediziner den Tieren zuwendet, viele davon in Haus und Garten wohnen lässt. Seine Menschen-Patienten verprellt er damit, aber er ist glücklich mit diesem Zustand, verarmt jedoch dabei. Der Doktor liebt die Tiere so sehr, dass er ihre Sprachen lernt, sorgt mit seinem letzten Geld für ihre Verpflegung und wenn eins von ihnen krank ist, heilt er es. So kommt es, dass er im ganzen Tierreich weltweit bekannt wird.

So passiert es, dass er eine Nachricht aus Afrika erhält: Unter den Affen sei eine verheerende Krankheit ausgebrochen, er möge kommen, um die Tiere zu heilen.

Selbstverständlich kommt er der Bitte nach, besorgt sich ein Schiff und Proviant, segelt zusammen mit seinen tierischen Freunden nach Afrika – und erlebt aufregende Abenteuer.

An Land werden Dolittle und seine Begleiter von einem König eingekerkert, durch eine List seiner Freunde jedoch wieder befreit. Danach werden die Affen geheilt, doch auf der Fahrt zurück nach Europa wird er von Seeräubern überfallen und verliert sein Schiff. Schließlich muss er noch einen verschollenen Fischer finden und wird reichlich beschenkt, als er ihn wieder zurück in dessen Heimat bringt.

Dabei kann sich der Tierfreund und ehemalige Menschen-Arzt immer auf seine Begleiter verlassen, die ihn ihre Sprache lehrten, ihm in verzwickten Situationen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit einem heutigen Wort ausgedrückt: Eine Win-Win-Situation, basierend auf Freundschaft und gegenseitigem Respekt.

Glücklich kehrt er nach England zurück, tingelt mit seinen Freunden noch eine Weile über Jahrmärkte, auf denen er das seltenste Tier der Welt gegen Geld zeigt. Das Tier – es ist ein Stoßmi-Ziedi, eine längst ausgestorbene Tierart – hatten die Affen als Dank für die Heilung gefangen und in keinem Zoo Europas war es je zu sehen gewesen.

Dies ist der erste Band von insgesamt 13 der Dr. Dolittle-Reihe, die zwischen 1920 und 1952 erschienen sind.

Eike Schönfeld hat die Geschichten des 1. Bands einfühlsam in einer für Kinder leicht verständlichen Sprache sehr nahe am Original aus dem Englischen übertragen, hat damit die Erzählweise Loftings auf angenehme Weise gewahrt. Dabei ist es ihm sogar gelungen eine adäquate Übersetzung des Namen für das seltene wie seltsame Tier zu finden, das im Original „pushmi-pullyu“ heißt.

Die Illustrationen von Reinhard Michl visualisieren die Geschichten so, dass man denken könnte, der Illustrator wäre dabei gewesen, als Doktor Dolittle die Abenteuer erlebte.

Als Fazit ziehe ich die Widmung hinzu, die bereits der „Story of Dr Dolittle“ vorangestellt ist:

„Allen Kindern, Kindern an Jahren und Kindern im Herzen, sei diese Geschichte gewidmet“

Alle „Kinder“ die sich durch diese Widmung angesprochen fühlen, werden diese Abenteuer lieben – da bin ich mir sicher.

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Hugh Lofting: Die Geschichte von Doktor Dolittle. übersetzt von Eike Schönfeld, illustriert von Reinhard Michl, Insel-Bücherei Nr. 2052 (2023)

„Das große Buch vom SAND – Die Vielfalt im Kleinen“ von Oliver Lenzen

Die Vielfalt im Kleinen“! Der Untertitel drückt treffend aus, was unter „Sand“ zu verstehen ist: Klein, was die Korngröße von 0,063 – 2 Millimeter betrifft, vielfältig in der Zusammensetzung.

Zwar bestehen die meisten Sandkörner aus Siliziumdioxid (SiO₂), die Vielfalt besteht jedoch in unzähligen Arten des Sands aus mineralischen Verbindungen, die Eisen, Magnesium und andere Elemente und deren Verbindungen enthalten.

Oliver Lenzen berichtet darüber, dass Sand nicht gleich Sand ist. So hat er etwa 700 Proben gesammelt, die höchst unterschiedlich vom Alter, dem Ursprung, der Zusammensetzung und anderen physikalischen Eigenschaften sind und einen repräsentativen Querschnitt von der schier unendlichen Anzahl der verschiedenen Sandarten erstellt.

Neben der Zusammensetzung ist die Korngröße ein wichtiges Merkmal. So unterscheiden sich die sehr feinen Wüstensande von den Flusssanden mit häufiger größerem Korndurchmesser. Andere Kriterien sind die Dichte und die Mohshärte des Sandes. Für die Mohshärte werden Beispiele angegeben, die von „mit Fingernagel abschabbar“ für das Mineral Talk bis „nur für sich selbst ritzbar“ – Diamant – reicht. Auch die Farbe eines Sandes spielt bei der Bestimmung eine Rolle.

Da die Silizium als Silikate „mit einem Volumenanteil von über 90% am stofflichen Aufbau der Erdkruste beteiligt sind“ werden die Hauptvertreter Quarz, Feldspat und Glimmerminerale als Nächstes vorgestellt, danach der Sand aus Schwermineralien, zu denen auch die Erzminerale zählen.

Es folgt ein Kapitel, in dem beschrieben wird, woher der Sand kommt, wie er entsteht. Dabei wird nicht nur Herkunft der unterschiedlichen anorganischen Sande beschrieben sondern auch die biogener Herkunft (Schalen, Gehäuse oder Fragmente von Schnecken, Korallen oder anderen Lebewesen) sowie von Menschen erzeugten Sande (Industrieabfälle wie Schlacken bis hin zu Mikroplastik).

Unterschiedlich ist auch das Alter der Minerale, die im Laufe der Zeit zu Sand wurden. Die verschiedenen Perioden des Erdzeitalters sind für bestimmte Arten der Minerale bekannt. Sie werden hier aufgeführt und die Entwicklung zum Sand durch Verwitterung und andere Einflüsse beschrieben.

Und es wird noch erheblich vielfältiger!

Unter dem Mikroskop betrachtet, erkennt man, dass ein Sandkorn nicht unbedingt ein einheitliches Gebilde ist. Einschlüsse geben Auskunft auf Alter und Herkunft, Erklärungen zu erdgeschichtlichen Entwicklungen.

Im Kapitel „Lebendiger Sand“ berichtet Lenzen von den Lebensspuren, so von Resten maritimer Lebensformen. Von Körnern, die sowohl ein Mineral als auch einen Rest eines Lebewesens beinhalten, auch „Versteinerungen“ werden gezeigt und beschrieben.

Alles, was Oliver Lenzen über die Vielfalt des Sands schreibt, wird mit Hunderten exzellenter Fotos, zumeist Aufnahmen mit Hilfe eines Mikroskops aber auch Landschaftsaufnahmen, verdeutlicht. Das Zusammenspiel von Text und Bild ist hervorragend gelungen, macht es den Lesern und Betrachtern möglich, diese Vielfalt zu erkennen und sich vermutlich dafür zu begeistern.

Das Buch ist eine schier unerschöpfliche Quelle, um zu erfahren, was „Sand“ ist, wie und wann er entstanden ist, wie sich die Arten unterscheiden. Die Fotos zeigen zudem die Schönheit des Sands.

Mein Schulwissen, dass der Sand der Erde überwiegend aus Siliziumdioxid besteht, habe ich durch Oliver Lenzens großem Buch vom Sand erheblich erweitern können. In Kürze werde ich mir ein USB-Mikroskop zulegen, um dann ähnlich wie der Autor, die Vielfalt im Kleinen zu erforschen.

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Oliver Lenzen: Das große Buch vom SAND – Die Vielfalt im Kleinen, erschienen im Haupt Verlag (2022), ein großformatiges Buch (ca. 25 x 28 cm), 368 Seiten

Jess Brallier: WER WAR ALBERT EINSTEIN?

Das Leben Albert Einsteins zu beschreiben heißt, dessen Forschungen zur Relativitätstheorie und anderen von ihm erarbeiteten Theorien zu erklären, aber auch über sein Familienleben und gewisse Eigenheiten des Genies zu berichten.

Kein leichtes Vorhaben, besonders dann nicht, wenn das Buch für Kinder ab acht Jahren gedacht ist. Und das ist Jess Brallier nicht nur hervorragend gelungen, sondern es kann auch mich als fast achtzigjährigen Naturwissenschaftler begeistern und mit einigen Facetten aus Einsteins Leben bekannt machen.

Zum Inhalt: In einer Einführung und den ersten drei Kapiteln wird das Leben des jungen Alberts erzählt: die familiären Verhältnisse, das eigenartige Verhalten als kleines Kind, Alberts frühes Interesse an Elektrizität und Magnetismus, sein ständiger Wissensdurst, den die Schule nicht stillen konnte. So galt er als schlechter Schüler, wurde sogar der Schule verwiesen. Die Liebe zur Mathematik, bei der ihn sein Onkel und später Max Talmud, Medizinstudent und Freund der Familie, unterstützte.

Nach schwierigen Jahren schloss er ein Physikstudium ab, arbeitete beim Schweizer Patentamt, heiratete, hatte neben der Arbeit viel Zeit zum Denken und dem Entwickeln von Theorien, in denen er die Zeit als vierte Dimension beschrieb, dazu die, die heute als Einsteins Relativitätstheorie bezeichnet wird. Wir erfahren, wie seine Forschungen zunächst angezweifelt wurden, später anerkannt, so dass Einstein nicht nur eine Professur erhielt, sondern auch noch den Nobelpreis für Physik. Aber nicht nur über Einsteins Arbeiten schreibt Brallier, auch darüber, was damals passierte, wie Albert Einstein den ersten Weltkrieg erlebt hat, die Machtergreifung der Nazis in Deutschland, die er zunächst aus der Schweiz heraus verfolgen konnte, bis er einem Ruf als Professor nach Berlin folgte. Danach ab 1932 die Jahre in Princeton, USA. Doch schon viel früher wirkte er zudem politisch, unterstützte die Bemühungen, in Palästina ein jüdisches Heimatland zu schaffen. Später empfahl er dem Präsidenten der USA die Entwicklung der Atombombe, um den Arbeiten an der gleichen Entwicklung in Deutschland etwas entgegen zu setzen. So wurde sein politisches Engagement zunehmend bedeutender, während die große Zeit der Forschung und der Entwicklung von Theorien vorbei war.

ZUdem schreibt Brallier über etliche andere Entdeckungen und den Schwierigkeiten bei deren Erforschung. So über die Lichtkrümmung, bei der Einstein den Beweis 1914 nicht erbringen konnte, weil ein Forscherteam aus Russland wegen des beginnenden 1.Weltkriegs ausgewiesen wurde, als es das Phänomen bei der Sonnenfinsternis fotografieren wollte. So gelang der Nachweis erst bei der nächsten Sonnenfinsternis im Jahre 1921.

Die Ergebnisse von Einsteins Forschung werden in diesem Buch auf einigen Extraseite hervorgehoben und erstaunlich verständlich erklärt. Aufgelockert wird der Text durch zahlreiche Illustrationen von Robert Andrew Parker und am Schluss wird auf einer Doppelseite eine Zeitlinie gezeigt: Links das Leben Alber Einsteins, rechts die Zeitlinie der Welt.

Zwar als Biografie für Kinder ab acht Jahren geschrieben, erfüllt sie aber nicht nur dieses Ziel sondern auch die Ansprüche aller anderen Altersgruppen. Ein interessantes Buch, das sowohl das Genie Einstein zeigt, aber auch den Mann, der sich gegen den Nationalsozialismus stellt und später ohne Socken durch Princeton geht. Lehrreich und köstlich zugleich!

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Jess Brallier: WER WAR ALBERT EINSTEIN, illustriert von Robert Andrew Parker, übersetzt von Simone Fischer. Die deutschsprachige Ausgabe ist erschienen im Adrian & Wimmelbuchverlag (2023), Originaltitel: WHO WAS ALBERT EINSTEIN

Mona & Hinrich Neumann: Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln

Heimische Tiere und die Geheimnisse ihrer Lebensweise

Von Ameise bis Zaunkönig stellen Mona und Hinrich Neumann 20 Tiere aus der heimischen Fauna vor. Die einen können wir täglich sehen wie Ameisen oder Spinnen, vieles von ihnen ist nicht allen von uns bekannt. Denn wer hat schon einmal eine Waldohreule gesehen und kennt ihre Geheimnisse? Mit diesem Buch wollen die Autoren bezwecken, dass sich unsere Kinder und Enkelkinder wieder mehr der Natur zuwenden, „statt aufs Smartphone zu hämmern, übers Tablet zu wischen oder von Termin zu Termin zu hasten„. Es richtet daher an uns, diese Geheimnisse weiterzugeben, aber auch sie zu entdecken oder wieder zu entdecken.

Ein ehrbares Unterfangen, dem man viel Erfolg wünscht!

Was sind es nun für „Geheimnisse“, die diese Tiere interessant und beobachtenswert machen?

Bei den Bienen erzählen Mona und Hinrich Neumann, was sich innerhalb des Bienenvolks abspielt, wie das Volk zusammenarbeitet, um ihre Königin zu päppeln und den Nachwuchs aufzieht. Dass es neben der bekannten Honigbiene viele weitere Bienenarten existieren, die teilweise ganz anders organisiert sind wie die, deren Honig wir gern genießen.

Über die Hornisse erfahren wir über den Nestbau und die Fütterung ihres Nachwuchses, der täglich etwa 500 Gramm Insekten verschlingt sowie den „Mythos Hornissenstich“.

Als Zugvogel hat die Rauchschwalbe Einzug in dieses Buch gefunden und das Geheimnis der Lebensweise der Waldohreule liegt darin, wann, wie sie ihre Beute jagt und was es mit den Gewöllen auf sich hat, auch, dass sie kein eigenes Nest baut.

Neben dem Tagpfauenauge, Ameisen und Kellerasseln erfahren wir auch vieles über die Lebensweise von Säugetieren wie Igel und Waldmaus, wovor sie sich schützen müssen und wie wir sie schützen können. Ratschläge dazu können in unserem Garten umgesetzt werden.

Wer das Buch liest und die „Geheimnisse“ erfährt oder sich wieder ins Gedächtnis ruft, wird eine Freude daran haben, diese seinen Kindern oder Kindeskindern weiterzugeben – oder auch ganz einfach nur sich selbst erfreuen und wieder mit offeneren Auge die Lebensweise und Fähigkeiten unserer heimischen Tiere betrachten. Zudem ist das Buch mit vielen Illustrationen ausgestattet, die diese Geheimnisse verdeutlichen.

Ein empfehlenswertes Buch für alle, die ein Interesse an der Natur haben. Und wer dieses Interesse weitergeben möchte, der findet hier viele Anregungen.

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Mona & Hinrich Neumann: Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln – Heimische Tiere und die Geheimnisse ihrer Lebensweise. Herausgeber: top agrar im Landwirtschaftsverlag GmbH, erschienen bei LV Buch im Landwirtschaftsverlag (2023)

Sandra Honigs/Markus Juschka: 111 Reptilien, die täglich unsere Welt verbessern

Schlangen, Schildkröten, Leguane und Warane, Echsen, Agame und noch so manch exotisch anmutendes Geschöpf aus der Welt der Fauna werden in diesem Buch vorgestellt. Wenn wir sie schon einmal gesehen haben, war das hauptsächlich in einem Zoo, Terrarienbesitzer beherbergen sie auch zu Hause.

Von den 111 in diesem Buch präsentierten Reptilien sind nur sechs in Deutschland frei in der Natur lebende Arten dabei – Äskulapnatter und Ringelnatter, Zaun-, Mauer- und Smaragdeidechse sowie die Blindschleiche. In Deutschland ist die Artenvielfalt nicht so groß.

Außer in der Antarktis leben sie überall, sogar in der Arktis gibt es eine freilebende Species. Die meisten Kriechtiere bevölkern die subtropischen und tropischen Klimazonen, wobei viele der Arten jedoch vom Aussterben bedroht sind.

Sandra Honigs und Markus Juschka porträtieren in diesem Buch 111 Reptilien, die besonders bekannt oder markant sind, auf jeweils zwei Seiten.

Das mit 21 Millimetern kleinste Reptil, das Nano-Chamäleon, wird ebenso beschrieben wie das größte, das Leistenkrokodil mit einer Länge bis zu 900 Zentimetern. Besonderheiten werden vorgestellt, so die Dreistreifen-Scharnierschildkröte, die „Dank eines Scharniers den vorderen und hinteren Bauchpanzer jeweils nach innen klappen (kann), nachdem sie zuvor Gliedmaßen, Schwanz und Kopf eingezogen hat“. Sie schützt sich mit dieser Technik weitgehend vor Beutegreifern, die es auf ihr Fleisch abgesehen haben.

Die 111 Reptilien sind alphabetisch angeordnet, von „Aldabra-Riesenschildkröte“ bis „ZGAP-Erdschlange“. Und wie ein Wunder taucht als Nummer 73 „Nessie“ auf, wobei die Autoren in diesem Fall die Frage stellen „Mythos, Wahrheit?“ und das Phänomen zu erklären versuchen.

Die restlichen Kapitel befassen sich jedoch mit real existenten Arten, viele davon vom Aussterben bedroht. Sie werden nach einem einheitlichen Schema beschrieben: Nach Aussehen und speziellen Eigenschaften wird erläutert, welchen Teil der Erde sie bewohnen und welches Habitat sie dort bevorzugen, wie sie sich ernähren. Soweit es bedeutend ist, gibt es Informationen zur Entwicklungsgeschichte, den „Nutzen“ für die Menschheit als Fleisch- oder Lederlieferanten in der Vergangenheit sowie den Bedrohungsstatus. Auf der gegenüberliegenden Seite wird die Art im Foto gezeigt und stichwortartig beschrieben (Art, Familie, Vorkommen, Habitat, Größe, Nahrung, Bedrohungsstatus, Besonderheit).

Es ist erstaunlich, wie viel auf jeweils zwei Seiten über eine Reptilienart zu erfahren ist. Den Autoren ist es gelungen, das Wesentliche über diese Gruppe der Landwirbeltiere an 111 Beispielen (Nessie mitgezählt) zu beschreiben. Ein ausgezeichnetes Werk!

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Sandra Honigs und Markus Juschka: 111 Reptilien, die täglich unsere Welt verbessern, erschienen im Emons Verlag (2023)

„Zwischen Plastikgarten und Erlebnisgondel – Naturentfremdung und ihre Folgen“ in NATIONALPARK, Heft 1/2023

„Die Naturentfremdung schreitet weiter voran“. Das ist die Ansicht von Sindy Bublitz, Autorin des Artikels, der in der neuesten Ausgabe von NATIONALPARK als Aufmacher im Titelbild gezeigt wird.

Sichtschutzzäune aus Plastik,Schottergärten und Kunstrasen um unsere Häuser herum werden darin zu Recht moniert. Und in der freien Landschaft wird über die vielen Spuren berichtet, „die auf eine zunehmende Distanzierung des Menschen von der Natur schließen lassen“. E-Biker würden nicht selten offizielle Wege verlassen oder wären auf Wanderwegen anzutreffen. Trittbelastungen führten zu leidenden wertvollen Pflanzenbeständen. Freizeitangebote mit attraktiven Erlebnisgondeln, -Trails, -Spielplätzen kämen dazu. In der Summe beklagt die Autorin große Besucherströme und die negativen Begleiterscheinungen durch das größer gewordene Naturinteresse, das sie als positiv ansieht.

Die Natur sei zu weit weg, gerade auch für Kinder, die in Ballungsgebieten kaum die Möglichkeit haben, sich ihr ausgiebig zu nähern.

Andererseits geben die Naturbewusstseinsstudien des Bundesamts für Naturschutz Grund zur Hoffnung, da erstmals 2019 ein bedeutsamer Anstieg des Bewusstseins für biologische Vielfalt festgestellt werde.

„Soweit, so gut“, kommt Sindy Bublitz zum Schluß, „Wie aktuell die Ausweisung eines Naturschutzgebietes in der Nähe meines Wohnorts zeigt, muss die Akzeptanz für Arten- und Lebensraumschutz vor der eigenen Haustür allerdings noch deutlich zulegen“.

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„SOWEIT, SO GUT!“ Ich wohne in einem Ballungsgebiet, im Rhein-Main-Gebiet am Rande einer Großstadt in einem kleinen Häuschen mit kleinem Garten, den ich liebevoll pflege, und unternehme mehrmals im Monat Tageswanderungen im Odenwald, Spessart, Taunus, Rheingau und in Rheinhessen.

Was die Gärten, deren Gestaltung und Pflege in der Umgebung angeht – überwiegend in der Bebauung der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhundert mit freistehenden 1 Familien- sowie Reihenhäusern, kann ich bestätigen, dass in der Umgebung einige Schottergärten existieren, Kunstrasenflächen sind mir nicht bekannt. Die Reihenhäusergrundstücke sind häufig durch hölzerne Sichtschutzzäune getrennt. Innerhalb der Gärten sind die Eigentümer überwiegend bemüht, mit entsprechender Bepflanzung Insekten und anderes Kleingetier Nahrungs- und Schutzangebote zu machen. Dass das manchmal nicht so gut gelingt, ist an eigenartigen Insektenhotels zu sehen. Man gibt sich aber Mühe.

In einem Neubaugebiet nebenan mit 650 Wohneinheiten, der Hälfte etwa Doppel- oder Reihenhäuser, sind dagegen Hainbuchen als Sichtschutz und Abtrennung zu Nachbarn und Straße üblich.

Um uns herum ist in den Weinanbaugebieten und Obstplantagen (auch Streuobstwiesen) ein Abweichen von den Wegen gar nicht möglich, aber diese Art von „Natur“ meint die Autorin dieses Artikels nicht, wenn sie von der Belastung der Natur schreibt.

Wer jedoch aus Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden, Darmstadt oder Mainz in Odenwald, Spessart oder Taunus fährt, kann innerhalb einer Stunde viele Ziele erreichen, in denen man auf einer Tageswanderung nur wenigen Menschen begegnet. Andererseits sei nicht unterschlagen, dass es selbstverständlich die „Attraktionen“ dort gibt, die an Wochenenden die umliegende Natur in hohem Maße belasten, flächenmäßig aber nicht so ins Gewicht fallen.

Es ist natürlich ein Spagat, Menschen – auch mit Freizeitangeboten – mit der Natur vertraut machen zu wollen, Wald, Flur und Getier gleichzeitig jedoch zu schützen. Mein Eindruck ist jedoch, dass dies weitgehend gelingt. Mehr jedenfalls, als es Sindy Bublitz sieht und hier beschreibt.

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Diese Ausgabe von Nationalpark beinhaltet zudem interessante Artikel über den Mittelspecht sowie über die Begegnungen mit Wildtieren im Nationalparks. Ein ausführlicher Bericht über die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 ist zu lesen, wobei es wie immer eine Frage der Möglichkeit und des Willens zur Umsetzung des Gut- Gemeintes und Notwendigem gerade in Hinsicht auf Klimaziele ist. Außerdem wird ein unbekannter Urwald in Tschechien vorgestellt, als Reiseziel wird der Nationalpark Monti Sibillini empfohlen und auch ein Inselhopping in Nordfriesland.

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Mit meinen Mitwanderern, die sämtlich auch Hobbygärtner sind, wird es vermutlich ausgiebige Diskussionen über die „weiter fortschreitende Naturentfremdung“ geben. Wir wollen uns der Natur weiter nähern und hoffen, dass die Tendenz, die in den Naturbewusstseinsstudien zu erkennen ist, deutlich in diese Richtung geht. Die Ziele zu erkennen und sich entsprechend zu verhalten, dazu regt diese Ausgabe von Nationalpark an ………. und das ist gut so!

Edgar Allen Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ als Graphic Novel

Adaptiert von Dacia Palmerino und gezeichnet von Andrea Grosso Ciponte

E. A, Poes Kurzgeschichte The Fall of the House Usher erschien erstmals 1839. 1840 wurde eine überarbeitete Version veröffentlicht, deren erste deutsche Übersetzung 1901 erschien. Die Geschichte ist in Edgar Allen Poe. Das Werk vom Verlag Zweitausendeins (2010) im Abschnitt „Grausige und humoristische Erzählungen“ zu lesen. Und sie ist wahrlich grausig – gruselig, düster, geheimnisvoll.

Was Poe dabei in Worten gelang, greifen Dacia Palmerino und Andrea Grosso Ciponte auf und zeichnen in düsteren schwarz-weiß Bildern mit wenig Text – vermutlich aus der Übersetzung von Gisela Etzel aus dem Jahr 1909 übernommen – die Stimmung zum Schaudern und Gruseln nach. Lediglich die Bilder, die die Rhapsodie „Der verzauberte Palast“, die Roderick Usher mit seiner Gitarre begleitet dem Ich-Erzähler vorträgt, heben sich mit einem zusätzlichen Blutrot von der übrigen Darstellung in der Graphic Novel ab.

Der Inhalt der Poe’schen Kurzgeschichte erschließt sich in den eindrucksvollen Bildern und den knapp gehaltenen Sprechblasen weitgehend und sorgt dafür, dass der ursprüngliche Geist der Geschichte erhalten bleibt, teilweise sogar verstärkt wird.

Somit ist die Transformation des fast 200 Jahre alten Werks in die Welt der heutigen Medien eine gelungene Art, Poe neu zu erzählen.

Aus dem Klappentext geht hervor, dass Andrea Grosso Ciponte bei dieser Arbeit zum ersten Mal mit einer KI-gestützten Software gearbeitet hat. Ein gelungenes Experiment!

Wer noch einmal in die ursprüngliche Form der Erzählung eintauchen möchte, dem sei empfohlen, eine der zahlreichen Ausgaben zu lesen, die teilweise auch kostenfrei im Netz verfügbar sind. Eine Kurzfassung des Inhalts und Deutung der Geschichte ist unter dem Titel der Kurzgeschichte bei Wikipedia zu finden.

Fazit: Eine Graphic Novel, mit der es gelungen ist, die grausige Geschichte vom Ende des Hauses Usher so darzustellen, dass E.A. Poe vermutlich davon beeindruckt gewesen wäre. Für mich ein Vergnügen, sich auf diese Weise mit dem Werk des amerikanischen Schrifstellers zu befassen.

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Das Buch ist in der Reihe Dust Novels in der Edition Faust erschienen (2023), aus dem Italienischen übersetzt von Myriam Alfano

Christoph Marx: Deutsche Geschichte in 100 Zitaten

Vom traumatisierten römischen Kaiser Augustus mit „Varus, gib mir meine Legionen zurück“ bis Angela Merkels „Wir schaffen das“ führt Christoph Marx Höhepunkte und dunkelste Ereignisse deutscher Geschichte aus 2000 Jahren auf. Darunter sind viele, die jeder irgendwann im Laufe der Schulzeit gehört hat, aber auch zeitgeschichtliche, die wir mit erlebt haben.

Die Zeitachse ist dabei in acht Abschnitte unterteilt, beginnend nach Christi Geburt mit Zitaten aus dem 1. Jahrtausend. Der Zeit nach dem 2. Weltkrieg sind die beiden letzten Kapitel gewidmet, zunächst das aus der Zeit der zwei Deutschlands, zuletzt eines aus den Jahren seit der Wiedervereinigung. Das aktuellste Zitat stammt aus den Coronajahren: Jens Spahns „Wir werden einander viel verzeihen müssen“.

Jedes Zitat wird auf zwei Seiten beschrieben. Ursprung, die dazugehörige Geschichte und Bedeutung werden erläutert. In einem kurzen Block der Urheber genannt – sei es Kaiser, Gewerkschaftler, Dichter, Kanzler oder Revolutionär. Nicht alle, heute oftmals als Redewendungen genutzten Zitate sind so überliefert, wie wir sie ursprünglich waren. Andere stammen aus Dramen wie das Götz von Berlichingen-Zitat. Über letzteres erfahren wir, dass Goethes Held dabei einen zu früherer Zeit schon gängigen demütigenden Spruch ausgesprochen hat.

Kriege und Religion waren oftmals Ursache für Aussprüche, die in diesen Zitatenschatz eingegangen sind. Luthers „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ und „Ich wollt, es wäre Nacht oder die Preußen kämen“ des Duke of Wellington sind Beispiele dafür. Häufig ist gar nicht mehr allgemein bekannt, zu welchem Anlass die Worte gesagt wurden. Da hilft dieses Buch, die Situation, in der sie gesagt wurde, wieder zu verstehen. Bei Angela Merkels Spruch, abgeleitet aus Obamas „Yes, we can“, waren wir dabei. Den vergessen wir nicht, wobei neben den sehr ernsten Zitaten auch Aussprüche für Heiterkeit sorgten – wie „Das Internet ist für uns alle Neuland“, ebenfalls von Angela Merkel, allerdings zu einer Zeit gesagt, in der das Internet für viele schon ein alter Hut war.

Derartige Sammlungen, die wie diese auf 100 Zitate beschränkt sind, können selbstverständlich nicht vollständig sein. Über Norbert Blüms „Die Renten sind sicher“ oder „Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren“ der Studentenbewegung der 60er des letzten Jahrhunderts hätte ich gern hier gelesen. Dennoch zeigt diese Sammlung einen guten Überblick über die deutsche Geschichte und wie sich Persönlichkeiten in guten wie in schlechten Zeiten geäußert haben. Dabei ist auch zu sehen, wie sich im Laufe der Geschichte Sichtweisen und die Geschichte selbst geändert haben. Die Zeit, in der die Sicherheit Deutschlands auch am Hindukusch verteidigt wurde, ist schon längst Geschichte, obwohl erst 20 Jahre seit dem Ausspruch vom damaligen Verteidigungsminister vergangen sind.

Nicht alle Zitate waren mir bekannt, bei anderen kannte ich die Geschichte dazu nicht. Viele kamen mir vor wie alte Bekannte, bei denen man sich freut, wenn man ihnen nach längerer Zeit wieder begegnet. Ein lesenswertes Buch, verständlich und informativ.

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Christoph Marx: Deutsche Geschichte in 100 Zitaten, mit Illustrationen von Dieter Wiesmüller, erschienen 2023 im Duden Verlag

Halbritters Tier- und Pflanzenwelt – Ein Beitrag zur Naturgeschichte ….

Als ich neulich HACKES TIERLEBEN an dieser Stelle vorstellte, eine amüsante Beschreibung von 26 Tierarten aus dem Blickwinkel Axel Hackes, fiel mir wieder ein Buch ein, das vor fast 50 Jahren erschienen ist. Seitdem steht es im Bücherregal, wird ab und an abgestaubt oder hervorgeholt, um mich wieder einmal daran zu erinnern, welchen Beitrag Kurt Halbritter mit seiner „Naturgeschichte für alle Schichten des Volkes. Mit vielen Illustrationen des Verfassers“ 1975 damit geleistet hat.

Halbritters Karikaturen wurden im Satiremagazin pardon und auch in der FAZ veröffentlicht, zudem wurden seine Werke in Büchern veröffentlicht wie diesem.

Es stellt sich die Frage: In welche Ecke des Bücherregals stellt man es hin? Zu den Comics oder neben Hans Traxler und F. K. Waechter oder zu den Erotica oder gar in die Schmuddelecke, in der sexistische und nicht der Political Correctness entsprechende Bücher versteckt sind.

Schaut man sich das Cover der 1. Auflage an, das Beinhorn, und liest auf Seite 46 die dazugehörige Beschreibung, kommen mir meine Zweifel, ob ich über dieses Buch noch berichten darf, ohne in übler Weise als Sexist beschimpft zu werden. Ich zitiere trotzdem:

Mit seinen zwei stattlichen Beinhörnern ausgestattetes, langhaariges und klettertüchtiges Horntier der Sohlomiten.Nur im strengen Winter sucht es tiefer gelegene Regionen auf; bewegt sich meist in einer Höhe zwischen 8000 und 12000 Fuß, wo es manchen Jäger irreführt. Sein erotisches Beinhornspiel verwirrt und erregt in der Regel so, daß die Fähigkeit eines genauen Blasrohr-Schusses abhanden kommt.

(Sollte neben oben angedeuteten möglichen Beschimpfungen noch der Vorwurf auf falsche Rechtschreibung erhoben werden, erkläre ich zu meiner Entschuldigung, dass dieses Zitat aus der 1. Auflage von 1975 entnommen wurde, vor der Rechtschreibreform von 1996 und den Reförmchen von 2004, 2006, 2022, 2014 und 2016).

So werden Tiere im ersten Teil sowie Pflanzen im 2. Teil Illustrationen gezeigt und beschrieben, die primären Geschlechtsmerkmale in in wesentlichen Bestandteilen ähneln, so der Schlappschwanzige Hodenpimmler oder die Busenqualle. Dagegen ist das Grafittchen, ein Bleistift-artiges Tier jugendfrei über jeden Schreibtisch krabbelnd vorstellbar.

Das schreibe ich deshalb so, da ich in einem Online-Antiquariat in einem Angebot gelesen habe: Altersfreigabe FSK ab 58 Jahre. Nun denn. Da die Leser dieses Blogs vermutlich schon alle beim Erscheinen dieses Buches volljährig waren, habe ich keine Bedenken, dieses Buch vorzustellen. Es ist nicht mehr im Buchhandel als Neuware zu beziehen, letztmals erschien 2014 eine Ausgabe im Eichborn Verlag, die aber auch nicht mehr auf der Website des Verlags aufgeführt ist. Zwischendurch hat es noch andere Ausgaben gegeben, zwar mit dem vollständigen Inhalt, aber einem „züchtigen“ Cover.

Nun stelle ich das Buch wieder zurück ins Regal, aber wohin nur?

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Kurt Halbritter: Halbritters Tier- und Pflanzenwelt. Ein Beitrag zur Naturgeschichte für alle Schichten des Volkes. Mit vielen Illustrationen des Verfassers, erstmals erschienen 1975 im Carl Hanser Verlag.

Zu erwähnen ist noch: Die wissenschaftliche Klassifizierung der bereits in Vergessenheit geratenen Formen der Fauna und Flora aufgrund alter Nachschlagewerke, ist Friedrich Bohne, Hannover, zu verdanken.

Würdiger Nachfolger für Brehms und auch Grzimeks Tierleben: HACKES TIERLEBEN

Es ist ja ein alter, mehrbändiger Schinken, dieses vor über 150 Jahre erschienene Werk des Zoologen und Schriftstellers Alfred Brehm, dunnemals noch mit dem Titel Illustrirtes Thierleben. Professor Bernhard Grzimek veröffentlichte etwa 100 Jahre später eine dreizehnbändige Tierenzyklopädie mit dem Titel Grzimeks Tierleben, in der der Zoodirektor, Serengetiforscher, Fernsehstar usw. rund 8.000 Tiere beschrieb.

Vor 25 Jahren trug sich Axel Hacke in die Reihe der Tierleben-Schreiber und -Beschreiber ein, der zwar nicht so umfangreich, jedoch mit großem Wissen – einschließlich Zitaten von Goethe, Rilke und altgriechischen Polymathen – über 26 Tierarten berichtet.

Dies jedoch in einer modifizierten Art, beschreibt er doch nicht nur Aussehen und Anatomie, Herkunft, Lebensraum und -gewohnheiten der verschiedenen Spezies, sondern weitere bemerkenswerten Eigenheiten, die Tiere und deren mögliche Verwendung betreffend. So folgt überlegt Hacke, ob Elefanten in Schäferhundgröße als Haustier gehalten werden könnten. Ausgehend davon, dass sowieso alle großen Tiere wie die Dinosaurier bereits ausgestorben und Wale auch schon am Aussterben seien. Ein Vorschlag, über den man nachdenken sollte.

Am heimischen Rothirsch lässt der Autor wenig Gutes. Insbesondere stört ihn das ewige Geröhre, die Geweihprotzerei und vieles andere. Die Frage wird aufgeworfen, wie sinnvoll ein Geweih überhaupt sei, stellt man sich vor, Menschen würden es tragen. Wie wäre es in Bussen und Bahnen, beim Schlafen? Andererseits könnte daran eine Aktentasche getragen werden. AKTENTASCHE! Heiliger Bimbam, ist das Buch veraltet. LAPTOPTASCHE, Herr Hacke! Leser werden erkennen, dass das Buch dringend einer überarbeiteten Neuauflage bedarf. Handtaschentragende Leserinnen werden diese Notwendigkeit wohl nicht feststellen, da einerseits Clutch oder Pochette nach wie vor getragen werden, wobei die Hirschweiblichkeit jedoch über keine Tragemöglichkeit mit Hilfe eines Geweihs verfügt.

So hat jedes hier vorgestellte Tierchen seine Eigenarten. Und der Kakerlak erscheint sympathisch. „Die verlogene Art, mit der sich gewisse andere Tiere beim Menschen beliebt zu machen verstehen, ist Schabensache nicht.“

Dieses Werk, das vor wenigen Jahren in einer großformatigen Sonderausgabe vom Kunstmann Verlag neu herausgegeben wurde, ist es wert, erweitert zu werden, zeigt es doch eine neue Sicht vom Tier auf uns und von uns auf’s Tier. Wenn dann noch Michael Sowa wie im vorliegenden Band mit herrlichen Bildern den Text verdeutlichen würde, wäre Menschheit und Tierreich ein großer Gefallen getan.

Ein weiterer Pluspunkt von Hackes Tierleben: Es ist nicht tierisch ernst. Und so möchte ich auch meinen Beitrag mit dem Vergleich zu Brehms und Grzimeks Werk auch sehen.

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Axel Hacke: HACKES TIERLEBEN. erschienen im Verlag Antje Kunstmann (1995), hier in der großformatigen Neuausgabe von 2018, mit Bildern von Michael Sowa