Vor über 100 Jahren erschien die „Story of Dr Dolittle“ mit Geschichten, die der britische Soldat Hugh Lofting während des 1.Weltkriegs in Briefform – versehen mit einfachen Zeichnungen – seinen Kindern aus Flandern schickte.
Das Original diente „als Textvorlage für die Übersetzung“ – so drückt es der Verlag aus – für die fantastischen Erzählungen, die kürzlich von Eike Schönfeld neu ins Deutsche übertragen wurden. „Textvorlage“ wohl deshalb, weil eine Geschichte vermutlich aus dem Bemühen um Political Correctness oder weil sie als rassistisch oder diskriminierend empfunden werden könnte, nicht in diesem Band zu lesen ist. Es ist das Kapitel, in dem der afrikanische Prinz seine natürliche Hautfarbe in eine weiße umgewandelt haben möchte und Doktor Dolittle scheinbar alles tut, diesen Wunsch zu erfüllen – mit dem einzigen Ziel, den Kerker wieder verlassen zu können und der Strafe des Königs zu entgehen.
Es sind die Erlebnisse von Doktor Dolittle, der sich als Humanmediziner den Tieren zuwendet, viele davon in Haus und Garten wohnen lässt. Seine Menschen-Patienten verprellt er damit, aber er ist glücklich mit diesem Zustand, verarmt jedoch dabei. Der Doktor liebt die Tiere so sehr, dass er ihre Sprachen lernt, sorgt mit seinem letzten Geld für ihre Verpflegung und wenn eins von ihnen krank ist, heilt er es. So kommt es, dass er im ganzen Tierreich weltweit bekannt wird.
So passiert es, dass er eine Nachricht aus Afrika erhält: Unter den Affen sei eine verheerende Krankheit ausgebrochen, er möge kommen, um die Tiere zu heilen.
Selbstverständlich kommt er der Bitte nach, besorgt sich ein Schiff und Proviant, segelt zusammen mit seinen tierischen Freunden nach Afrika – und erlebt aufregende Abenteuer.
An Land werden Dolittle und seine Begleiter von einem König eingekerkert, durch eine List seiner Freunde jedoch wieder befreit. Danach werden die Affen geheilt, doch auf der Fahrt zurück nach Europa wird er von Seeräubern überfallen und verliert sein Schiff. Schließlich muss er noch einen verschollenen Fischer finden und wird reichlich beschenkt, als er ihn wieder zurück in dessen Heimat bringt.
Dabei kann sich der Tierfreund und ehemalige Menschen-Arzt immer auf seine Begleiter verlassen, die ihn ihre Sprache lehrten, ihm in verzwickten Situationen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit einem heutigen Wort ausgedrückt: Eine Win-Win-Situation, basierend auf Freundschaft und gegenseitigem Respekt.
Glücklich kehrt er nach England zurück, tingelt mit seinen Freunden noch eine Weile über Jahrmärkte, auf denen er das seltenste Tier der Welt gegen Geld zeigt. Das Tier – es ist ein Stoßmi-Ziedi, eine längst ausgestorbene Tierart – hatten die Affen als Dank für die Heilung gefangen und in keinem Zoo Europas war es je zu sehen gewesen.
Dies ist der erste Band von insgesamt 13 der Dr. Dolittle-Reihe, die zwischen 1920 und 1952 erschienen sind.
Eike Schönfeld hat die Geschichten des 1. Bands einfühlsam in einer für Kinder leicht verständlichen Sprache sehr nahe am Original aus dem Englischen übertragen, hat damit die Erzählweise Loftings auf angenehme Weise gewahrt. Dabei ist es ihm sogar gelungen eine adäquate Übersetzung des Namen für das seltene wie seltsame Tier zu finden, das im Original „pushmi-pullyu“ heißt.
Die Illustrationen von Reinhard Michl visualisieren die Geschichten so, dass man denken könnte, der Illustrator wäre dabei gewesen, als Doktor Dolittle die Abenteuer erlebte.
Als Fazit ziehe ich die Widmung hinzu, die bereits der „Story of Dr Dolittle“ vorangestellt ist:
„Allen Kindern, Kindern an Jahren und Kindern im Herzen, sei diese Geschichte gewidmet“
Alle „Kinder“ die sich durch diese Widmung angesprochen fühlen, werden diese Abenteuer lieben – da bin ich mir sicher.
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Hugh Lofting: Die Geschichte von Doktor Dolittle. übersetzt von Eike Schönfeld, illustriert von Reinhard Michl, Insel-Bücherei Nr. 2052 (2023)