„Zwischen Plastikgarten und Erlebnisgondel – Naturentfremdung und ihre Folgen“ in NATIONALPARK, Heft 1/2023

„Die Naturentfremdung schreitet weiter voran“. Das ist die Ansicht von Sindy Bublitz, Autorin des Artikels, der in der neuesten Ausgabe von NATIONALPARK als Aufmacher im Titelbild gezeigt wird.

Sichtschutzzäune aus Plastik,Schottergärten und Kunstrasen um unsere Häuser herum werden darin zu Recht moniert. Und in der freien Landschaft wird über die vielen Spuren berichtet, „die auf eine zunehmende Distanzierung des Menschen von der Natur schließen lassen“. E-Biker würden nicht selten offizielle Wege verlassen oder wären auf Wanderwegen anzutreffen. Trittbelastungen führten zu leidenden wertvollen Pflanzenbeständen. Freizeitangebote mit attraktiven Erlebnisgondeln, -Trails, -Spielplätzen kämen dazu. In der Summe beklagt die Autorin große Besucherströme und die negativen Begleiterscheinungen durch das größer gewordene Naturinteresse, das sie als positiv ansieht.

Die Natur sei zu weit weg, gerade auch für Kinder, die in Ballungsgebieten kaum die Möglichkeit haben, sich ihr ausgiebig zu nähern.

Andererseits geben die Naturbewusstseinsstudien des Bundesamts für Naturschutz Grund zur Hoffnung, da erstmals 2019 ein bedeutsamer Anstieg des Bewusstseins für biologische Vielfalt festgestellt werde.

„Soweit, so gut“, kommt Sindy Bublitz zum Schluß, „Wie aktuell die Ausweisung eines Naturschutzgebietes in der Nähe meines Wohnorts zeigt, muss die Akzeptanz für Arten- und Lebensraumschutz vor der eigenen Haustür allerdings noch deutlich zulegen“.

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„SOWEIT, SO GUT!“ Ich wohne in einem Ballungsgebiet, im Rhein-Main-Gebiet am Rande einer Großstadt in einem kleinen Häuschen mit kleinem Garten, den ich liebevoll pflege, und unternehme mehrmals im Monat Tageswanderungen im Odenwald, Spessart, Taunus, Rheingau und in Rheinhessen.

Was die Gärten, deren Gestaltung und Pflege in der Umgebung angeht – überwiegend in der Bebauung der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhundert mit freistehenden 1 Familien- sowie Reihenhäusern, kann ich bestätigen, dass in der Umgebung einige Schottergärten existieren, Kunstrasenflächen sind mir nicht bekannt. Die Reihenhäusergrundstücke sind häufig durch hölzerne Sichtschutzzäune getrennt. Innerhalb der Gärten sind die Eigentümer überwiegend bemüht, mit entsprechender Bepflanzung Insekten und anderes Kleingetier Nahrungs- und Schutzangebote zu machen. Dass das manchmal nicht so gut gelingt, ist an eigenartigen Insektenhotels zu sehen. Man gibt sich aber Mühe.

In einem Neubaugebiet nebenan mit 650 Wohneinheiten, der Hälfte etwa Doppel- oder Reihenhäuser, sind dagegen Hainbuchen als Sichtschutz und Abtrennung zu Nachbarn und Straße üblich.

Um uns herum ist in den Weinanbaugebieten und Obstplantagen (auch Streuobstwiesen) ein Abweichen von den Wegen gar nicht möglich, aber diese Art von „Natur“ meint die Autorin dieses Artikels nicht, wenn sie von der Belastung der Natur schreibt.

Wer jedoch aus Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden, Darmstadt oder Mainz in Odenwald, Spessart oder Taunus fährt, kann innerhalb einer Stunde viele Ziele erreichen, in denen man auf einer Tageswanderung nur wenigen Menschen begegnet. Andererseits sei nicht unterschlagen, dass es selbstverständlich die „Attraktionen“ dort gibt, die an Wochenenden die umliegende Natur in hohem Maße belasten, flächenmäßig aber nicht so ins Gewicht fallen.

Es ist natürlich ein Spagat, Menschen – auch mit Freizeitangeboten – mit der Natur vertraut machen zu wollen, Wald, Flur und Getier gleichzeitig jedoch zu schützen. Mein Eindruck ist jedoch, dass dies weitgehend gelingt. Mehr jedenfalls, als es Sindy Bublitz sieht und hier beschreibt.

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Diese Ausgabe von Nationalpark beinhaltet zudem interessante Artikel über den Mittelspecht sowie über die Begegnungen mit Wildtieren im Nationalparks. Ein ausführlicher Bericht über die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 ist zu lesen, wobei es wie immer eine Frage der Möglichkeit und des Willens zur Umsetzung des Gut- Gemeintes und Notwendigem gerade in Hinsicht auf Klimaziele ist. Außerdem wird ein unbekannter Urwald in Tschechien vorgestellt, als Reiseziel wird der Nationalpark Monti Sibillini empfohlen und auch ein Inselhopping in Nordfriesland.

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Mit meinen Mitwanderern, die sämtlich auch Hobbygärtner sind, wird es vermutlich ausgiebige Diskussionen über die „weiter fortschreitende Naturentfremdung“ geben. Wir wollen uns der Natur weiter nähern und hoffen, dass die Tendenz, die in den Naturbewusstseinsstudien zu erkennen ist, deutlich in diese Richtung geht. Die Ziele zu erkennen und sich entsprechend zu verhalten, dazu regt diese Ausgabe von Nationalpark an ………. und das ist gut so!

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