Würdiger Nachfolger für Brehms und auch Grzimeks Tierleben: HACKES TIERLEBEN

Es ist ja ein alter, mehrbändiger Schinken, dieses vor über 150 Jahre erschienene Werk des Zoologen und Schriftstellers Alfred Brehm, dunnemals noch mit dem Titel Illustrirtes Thierleben. Professor Bernhard Grzimek veröffentlichte etwa 100 Jahre später eine dreizehnbändige Tierenzyklopädie mit dem Titel Grzimeks Tierleben, in der der Zoodirektor, Serengetiforscher, Fernsehstar usw. rund 8.000 Tiere beschrieb.

Vor 25 Jahren trug sich Axel Hacke in die Reihe der Tierleben-Schreiber und -Beschreiber ein, der zwar nicht so umfangreich, jedoch mit großem Wissen – einschließlich Zitaten von Goethe, Rilke und altgriechischen Polymathen – über 26 Tierarten berichtet.

Dies jedoch in einer modifizierten Art, beschreibt er doch nicht nur Aussehen und Anatomie, Herkunft, Lebensraum und -gewohnheiten der verschiedenen Spezies, sondern weitere bemerkenswerten Eigenheiten, die Tiere und deren mögliche Verwendung betreffend. So folgt überlegt Hacke, ob Elefanten in Schäferhundgröße als Haustier gehalten werden könnten. Ausgehend davon, dass sowieso alle großen Tiere wie die Dinosaurier bereits ausgestorben und Wale auch schon am Aussterben seien. Ein Vorschlag, über den man nachdenken sollte.

Am heimischen Rothirsch lässt der Autor wenig Gutes. Insbesondere stört ihn das ewige Geröhre, die Geweihprotzerei und vieles andere. Die Frage wird aufgeworfen, wie sinnvoll ein Geweih überhaupt sei, stellt man sich vor, Menschen würden es tragen. Wie wäre es in Bussen und Bahnen, beim Schlafen? Andererseits könnte daran eine Aktentasche getragen werden. AKTENTASCHE! Heiliger Bimbam, ist das Buch veraltet. LAPTOPTASCHE, Herr Hacke! Leser werden erkennen, dass das Buch dringend einer überarbeiteten Neuauflage bedarf. Handtaschentragende Leserinnen werden diese Notwendigkeit wohl nicht feststellen, da einerseits Clutch oder Pochette nach wie vor getragen werden, wobei die Hirschweiblichkeit jedoch über keine Tragemöglichkeit mit Hilfe eines Geweihs verfügt.

So hat jedes hier vorgestellte Tierchen seine Eigenarten. Und der Kakerlak erscheint sympathisch. „Die verlogene Art, mit der sich gewisse andere Tiere beim Menschen beliebt zu machen verstehen, ist Schabensache nicht.“

Dieses Werk, das vor wenigen Jahren in einer großformatigen Sonderausgabe vom Kunstmann Verlag neu herausgegeben wurde, ist es wert, erweitert zu werden, zeigt es doch eine neue Sicht vom Tier auf uns und von uns auf’s Tier. Wenn dann noch Michael Sowa wie im vorliegenden Band mit herrlichen Bildern den Text verdeutlichen würde, wäre Menschheit und Tierreich ein großer Gefallen getan.

Ein weiterer Pluspunkt von Hackes Tierleben: Es ist nicht tierisch ernst. Und so möchte ich auch meinen Beitrag mit dem Vergleich zu Brehms und Grzimeks Werk auch sehen.

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Axel Hacke: HACKES TIERLEBEN. erschienen im Verlag Antje Kunstmann (1995), hier in der großformatigen Neuausgabe von 2018, mit Bildern von Michael Sowa

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